Verlassene Dörfer im Bayerischen Wald: Leopoldsreut

Veröffentlicht: 31.10.16 | Kategorien: Blog | Von Hotel Bayerischer Wald |

Wer Abenteuer liebt, der sollte sich bei seinem Urlaub im Bayerischen Wald auf die Suche machen nach den verlassenen Dörfern im Bayerischen Wald. Die Entstehung dieser heute mysteriös wirkenden Orte hängt eng mit der Geschichte zusammen: Während des Kalten Krieges wurde der Grenzstreifen zu Tschechien zu einer fast menschenleeren Region: Wälder wurden zu militärischem Sperrgebiet, Dörfer wurden aufgegeben, Häuser verfielen. Besonders im Herbst, wenn kalter Wind und Nebelschwaden für eine gespenstisch-geheimnisvolle Stimmung sorgen, ist eine Wanderung auf den Spuren der Vergangenheit der verlassenen Dörfer im Bayerischen Wald besonders aufregend. Wir stellen Ihnen das verlassene Dorf Leopoldsreut im südlichen Bayerischen Wald näher vor.

Verlassene Dörfer im Bayerischen Wald

© Alex Tihonov | Fotolia.com

Geschichte von Leopoldsreut

Im Jahre 1618 wurde Leopoldsreut durch den Passauer Fürstbischof Leopold I. gegründet. Die Ansiedelung auf der Hochebene des Haidel (1.167 m) bei Bischofsreut sollte zur Sicherung der Grenze zum Nachbarland Böhmen dienen.
Im 17. Jahrhundert erlangte Leopoldsreut als Mautstation am Goldenen Steig Bedeutung. Mit dem allmählichen Niedergang des Salzhandels mussten die Bewohner Leopoldsreuts ihren Lebensunterhalt zunehmend mit Landwirtschaft und Viehzucht auf den kargen Böden des Bayerischen Waldes sichern. In den bis zu sechs Monate andauernden, schneereichen Wintern war das Dorf von der Außenwelt abgeschnitten, weshalb sich im 18. und 19. Jahrhundert immer mehr Bewohner Arbeit in den Glashütten und Hammerwerken suchten und abwanderten.
Das Ausbleiben des Wirtschaftswunders nach dem Zweiten Weltkrieg – Leopolsreut hatte weder Druckwasserversorgung noch Elektrizität – und der harte Winter von 1962/1963 mit Temperaturen bis zu -32 Grad sorgten dafür, dass im Jahre 1963 die letzten Bewohner Leopolsreuth verließen und der Ort aufgelöst wurde.

Leopoldsreut heute

Von den 150 Menschen, die zeitweise in Leopoldsreut lebten, und den 35 Gebäuden des Ortes ist wenig übrig geblieben: Nach dem Wegzug der letzten Bewohner wurden die meisten Gebäude abgerissen und die Flächen aufgeforstet. Lediglich die Kirche St. Johannes Nepomuk, das ehemalige Schulhaus und ein kleines Forsthaus stehen heute noch. Interessierte Wanderer erhalten Informationen über die Geschichte und den Niedergang des Ortes auf den Schautafeln entlang der ehemaligen Dorfstraße.

Anfahrt & Umgebung

Leopoldsreut lässt sich am besten von Bischofsreut aus erreichen. Von dort ist das 4 km entfernte Leopoldsreut gut ausgeschildert. Die ersten 2,5 km können Sie noch mit dem Auto zurücklegen. Anschließend gelangen Sie an einem Parkplatz, von dem aus Sie Leopoldsreut zu Fuß nach etwa 1,5 km (ca. 20 Min.) erreichen.

Nach einem Besuch des verlassenen Dorfes Leopoldreut bieten sich zahlreiche Wanderungen in der unmittelbaren Region an:

  • Erklimmen Sie den Gipfel des Haidel. Vom dortigen Aussichtsturm haben Sie bei klaren Sichtverhältnissen einen prächtigen Ausblick über die Region des Südlichen Bayerischen Waldes.
  • Begeben Sie sich auf geschichtliche Spuren und wandern Sie entlang des ehemaligen Goldenen Steiges.
  • Folgen Sie den Spuren der Vergangenheit auf den fünf Themenwanderwegen rund um die verschwundenen Wirtschaftsformen des Bayerischen Waldes.

Wissenswertes

  • Der Ortsname Leopoldsreut verrät seine Gündungsgeschichte: Der Ort ist nach seinem Gründer Bischof Leopold I. benannt. Die Endung -reut leitet sich von dem Wort „roden“ ab.
  • Das Kreuz in der renovierten Leopoldsreuter Kirche wurde aus Eichenbalken der abgerissenen Häuser geschnitzt.
  • Die Schule in Leopoldsreut galt bis zu ihrer Schließung im Jahr 1955 als höchstgelegene Schule Deutschlands.

Alle verlassenen Dörfer im Bayerischen Wald und angrenzenden Böhmerwald wurden durch das EU-Projekt Denkwürdige Landschaften versammelt. Auf der Webseite des Projektes erhalten Sie ausführliche Beschreibungen und anschauliche Fotos zu den verlassenen Plätzen. Wohin geht Ihre Reise?